Volle Hütte. Ausverkauft.

Die Grünen Gellersen hatten zum Thema „Grüngürtel – West“ in den Reppenstedter „Alten Uhu“ eingeladen. Und das Interesse war riesig. „Volle Hütte. Ausverkauft,“ begrüßte Ortsverbandssprecher Oliver Kraemer mit sichtlichem Vergnügen über 75 Gäste. Einige fanden sogar nur noch im Vorraum Platz.

Für die grüne Fraktion im Reppenstedter Rat fasste deren Sprecher Oliver Glodzei die Lage aus Sicht seiner Fraktion zusammen. Er blickte entsetzt zurück auf das überfallartige Vorgehen des Lüneburger Oberbürgermeisters und auf die absehbaren Folgen der Pläne für den Grüngürtel und für Reppenstedt.

„Reppenstedt selbst hat hier leider wenig zu entscheiden,“ erläutert er und verweist auf einen grünen Antrag an den Planungsausschuss der Gemeinde: „Es wurde auch mit angeblichen Absichten Reppenstedts, seinerseits bis an die Lüneburger Wohnbebauung heranzugehen, argumentiert. Das wollen wir durch eine Erklärung des Gemeinderates aus der Welt schaffen.“ Gleichzeitig solle der Rat deutlich machen, dass Reppenstedt bereit sei, gemeinsam mit der Hansestadt den Grüngürtel planerisch zu sichern. Zum Beispiel als Landschaftsschutzgebiet.

Aus dem Publikum gab es dazu auch Wünsche, dass Reppenstedt sein eigenes geplantes Baugebiet am Schnellenberger Weg verkleinern müsse, um den Grüngürtel zu erhalten. Glodzei versprach, diesen Vorschlag mit in die Planungsausschusssitzung am 15. November zu nehmen.

Detlev Paschen: „Nicht immer einfach Flächen zubauen“

Detlev Paschen, von 2000 – 2016 beim Landkreis für die Kreisentwicklung zuständig und dort bei der Unteren Naturschutzbehörde tätig, gab seine Sicht wieder. Paschen sagte, man müsse endlich aus dem Automatismus herauskommen, nach und nach immer weiter Flächen zu bebauen. Bevor nicht endgültig ein Stadtentwicklungskonzept vorliege, sollten die Planungen für die Ansiedlung von Gewerbe und Wohnen in dem angesprochenen Gebiet ausgesetzt werden. Basis für das Stadtentwicklungskonzept seien nicht nur der Landschaftsrahmenplan sondern auch der Landschaftsplan, der von der Stadt aktualisiert werden müsse. In Verbindung mit einem sog. Nachhaltigkeitsbericht kann man dann schauen, wie man mit den restlichen freien Landschaftsflächen umgehen kann.

Paschen appellierte in Richtung Landrat Nahrstedt. „Es könne nicht sein, dass man vom Landrat bisher so gar nichts zu dem Thema höre. Als Chef der Unteren Naturschutzbehörde muss er seine Planungen zwischen Reppenstedt und Lüneburg endlich mal öffentlich darlegen“.

Auch Karl Wurm vom Umweltverband BUND nahm die immer fortschreitende Bebauung und damit Versiegelung von Flächen ins Visier: „Man meint immer, Ackerflächen seien nicht so wichtig. Dabei sind diese Flächen für die Natur und die Tierwelt von immenser Bedeutung. Ihn wundert es, dass die „Landwirte da nicht endlich stärker Position beziehen und sich für den Erhalt der für sie auch wirtschaftlich überlebenswichtigen Flächen einsetzten. „Immer weitere Bebauung und damit die Versiegelung der Böden, verstärke auch die Auswirkungen von Starkregen sowie die Hitzeentwicklung bei sommerlichen Trockenperioden, wie es z.B. in diesem Jahr der Fall war. Die Politik müsse sich viel mehr bewusst werden, was sie mit immer neuen und großflächigen Bebauungen der Natur, der Tierwelt und damit auch sich selber antue,“ gab Wurm eine kritische Forderung an die Politik und damit auch an die an diesem Abend anwesenden Kommunalpolitiker.

Reppenstedts Altbürgermeister Jürgen Backhaus

Jürgen Backhaus, Gründungsmitglied der Grünen in Gellersen und ehemaliger Bürgermeister von Reppenstedt appellierte an die Kommunalpolitik, an die Umweltverbände und die Bürgerinitiative die Willensbildung im Gemeinderat mit langem Atem kritisch zu begleiten und die Ortsentwicklungsplanung einzufordern.

In lockerer Art präsentierte sich in der zweiten Hälfte des Abends die Bürgerinitiative „Grüngürtel West“. Mit über 30 aktiven BI Mitgliedern sei man sehr gut aufgestellt fand Annette Hoffmann. Die regelmäßigen Treffen und sonntäglichen Wanderungen durch den Grüngürtel, sowie die Infostände jeden Samstag in der Bäckerstraße finden großen Zuspruch. Für so genannte Einwohneranträge an die Räte in Lüneburg und Gellersen habe man schon weit über die Hälfte der erforderlichen Unterschriften zusammen. „Wir brauchen also noch viel mehr.“ Auch die an dem Abend aufgestellte Spendenbox wurde gut gefüttert. Die eingegangenen Spenden sollen ausschließlich für die BI Arbeit wie z.B. die Erstellung von Flyer und Plakaten verwendet werden.

Live Musik mit Klaus Stehr und Olli Glodzei: „Der Grüngürtel muss bleiben!“

Mit stehenden Ovationen feierten die Gäste die Akteure der musikalischen Einlage an dem Abend. Oliver Glodzei am Klavier und Klaus Stehr an der Gitarre präsentierten einen modernen und kritischen Song zum Grüngürtel in poppig – lustiger Machart.

Oliver Kraemer fasste den Abend auch selbstkritisch zusammen: „Ich habe mich super gefreut, dass wir heute so viele Bürgerinnen und Bürger zu dem Thema informieren, mit ihnen diskutieren und ihr Bedenken hören konnten. Es sollte keine Veranstaltung nur in eine Richtung und nur mit Grünen Meinungen sein. Die offenen Worte unserer Gäste sind und waren uns wichtig. Jeder der wollte, ist zu Wort gekommen. Denn die Politik muss den Bürgerinnen und Bürgern nicht nur zuhören, sondern sie auch ehrlich und rechtzeitig mit solchen Veranstaltung über wichtige Themen informieren und mitreden lassen“, so Kraemer. Und das das ist den Grünen mit diesem Abend offenbar ganz gut gelungen.

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