Schnell, schneller, Westergellersen

Ratsherr Oliver Kraemer
Ratsherr Oliver Kraemer (in Luhmühlen)

Mit 151 km/h durch den Ort. Diesen Wert speicherte das Geschwindigkeitsmessgerät, das die Gemeinde Westergellersen viele Wochen im letzten Jahr hinter dem Ortseingangsschild aus Richtung Salzhausen kommend aktiv im Einsatz hatte.

Die Initiative für dieses zweite Messgerät im Ort kam von den Grünen, deren Ratsmitglied Oliver Kraemer mit seinem Antrag zur Anschaffung schon damals durchaus auf Zuspruch im Gemeinderat stieß.

Die weiteren Auswertungsergebnisse zeigen aber auch, dass weit über 50 % aller Fahrzeuge sich nicht an die vorgeschriebenen 50 km/h innerorts halten. Nicht nur für Fußgänger oder Radfahrer, die entlang der L 216 die Wege nutzen, ist die überhöhte Geschwindigkeit eine große Gefahr, sondern besonders auch für die vielen Kinder und die Anwohnerinnen und Anwohner selber, die zusätzlich noch durch hohe Lärmemissionen belastet werden.

Tempo 70-Beschilderung an der L 240 vor Müden (Örtze)
Vor Müden (Örtze) und andernorts scheinbar problemlos möglich: Tempo 70

Einen Grund für die überhöhten Geschwindigkeiten am westlichen Ortseingang sieht Kraemer auch in der fehlenden Geschwindigkeitsbeschränkung auf dem Abschnitt der L 216 zwischen der Landesgrenze Harburg und dem Ortsschild Westergellersen: „Mir ist völlig unverständlich, warum dies die einzigen Streckenkilometer auf der L 216 ohne eine reduzierte Geschwindigkeitsbeschränkung sind.“

Erfolge doch zu jeder größeren Veranstaltung auf dem Turniergelände in Luhmühlen eine temporäre Sonderbeschilderung und damit eine deutliche Geschwindigkeitsbeschränkung in diesem Bereich. „Weiterhin hat die niedersächsische Landbehörde für Straßenbau und Verkehr bereits 2018 in ihrer Stellungnahme zu den Bauplanungen des Hotels in der „Westergellerser Heide“ selber eine dauerhafte Geschwindigkeitsbeschränkung von 70/80 km/h auf dem Streckenabschnitt ins Spiel gebracht.

Auch die vielen gesammelten Beispiele aus anderen Landkreisen in Niedersachsen, zu denen Kraemer Fotos auf anderen Landesstraßen als Nachweis gemacht hat, lassen vermuten: „Andere Landkreise scheinen hier einen deutlich höheren Wert auf Sicherheit zu legen als der Landkreis Lüneburg. Aber nicht nur außerhalb unseres Kreisgebietes, sondern selbst in unserem Landkreis zwischen Westergellersen und Lüneburg, in allen Abschnitten zwischen den einzelnen Orten entlang der L 216, gibt es entsprechende Geschwindigkeitsbeschränkungen“, so Kraemer.

"Achtung Kinder" Schild an der L 216 in Gödenstorf
Geht in Gödenstorf: „Achtung Kinder“-Schild an der L 216

Den Grünen-Antrag mit der Forderung, als Gemeinde bei den zuständigen Fachstellen eine Anfrage zur Prüfung und Umsetzung einer Geschwindigkeitsbeschränkung in diesem Bereich zu stellen, sahen alle Ratsmitglieder in der 12. Bauausschusssitzung als richtig und wichtig an, konnten sich dann aber auf einen Beschluss nicht einlassen und schoben die Entscheidung auf die nächste Sitzung. Auch die im Antrag enthaltene Forderung nach einer Beschilderung vor der Schule mit dem Schild „Achtung Kinder“ wurde nicht zugestimmt, obwohl es auch hier positive Beispiele aus anderen Landkreisen und sogar aus dem Nachbarort Kirchgellersen gibt. Da eine Anfrage der Gemeinde an den Landkreis für eine solche Beschilderung aber bereits schon einmal erfolglos blieb, einigte man sich, dies zu einem späteren, dann „passenderen Zeitpunkt“ noch mal aufzunehmen.

Und auch bei der Wiederaufnahmen des Themas in der Ratssitzung Anfang 2020, in dem neu gegründeten Gemeindeausschuss, konnte man sich nicht auf eine völlige Zustimmung des Grünen Antrags einigen. Man wolle nach Gesprächen mit der Polizei erst mal den Start des Dorfentwicklungsprogramms abwarten, in dem ja verkehrsberuhigende Maßnahmen enthalten seien.

„Wir ist völlig schleierhaft, was die Forderung nach einer 70 km/h Beschilderung außerorts mit den angeblich geplanten, aber noch nicht mal konkreten verkehrsberuhigenden Maßnahmen innerorts aus dem Dorfentwicklungskonzept zu tun haben“, grübelt Kraemer. Weiter resümiert er: „Hier wird wichtige Zeit und eine große Chance für eine zeitnahe Verkehrsberuhigung in unserem Ort vertan. Ich habe manchmal den Eindruck, es fehlt hier der Wille, nach so langer Zeit dieses Thema mal endlich mal ernsthaft anzugehen. Wir Grünen bleiben aber dran, und das auch gern bis in den nächsten Kommunalwahlkampf hinein“, gibt sich Kraemer kämpferisch.

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