Proteste gegen Pumpversuch

Jürgen Kopp
Jürgen Kopp

„Wir sind heute hier, um unseren Protest gegen einen weiteren Brunnen dieses Konzerns im Landkreis Lüneburg zu artikulieren“,  ruft Karsten Riggert von der BI „Unser Wasser“, in sein Megafon. 120 Menschen waren laut Polizei am Mittwoch dem Aufruf der BI zu einem „Protestspaziergang“ gefolgt. Mit Maske, Abstand und vielen Transparenten und Schildern. Jürgen Kopp, Ratsherr der Grünen in Reppenstedt, war vor Ort und sprach von einer „super Beteiligung, vor allem bei dem Schietwetter“.

118 Millionen Liter ViO plätschern in knapp zwei Monaten den Kranken Hinrich hinab

Anlass war der Start des angekündigten „Pumpversuchs“, im Rahmen dessen die zum Coca Cola-Konzern gehörende Apollinaris Brands GmbH nachzuweisen hat, dass die beabsichtigte Förderung von 350.000 Kubikmetern Grundwasser im Jahr keine nachteiligen Auswirkungen auf Umwelt und Wasserversorgung hat. Rund 118.000 Kubikmeter Grundwasser werden dafür in den Kranken Hinrich gepumpt. Mit zahlreichen Messstellen soll die Unbedenklichkeit nachgewiesen werden.

Und sie wird nachgewiesen werden. Das Wasser wird nämlich aus einer Tiefe geholt, die die Messstellen weiter oben mindestens zunächst kaum tangieren dürfte. Jeder Tropfen, der da rausgeholt wird, regnete hier ab, als Bardowick noch die herrschende Metropole der Region war, also vor über tausend Jahren. Apollinaris Brands geht selbst davon aus, dass der Druck des angezapften Grundwasserleiters durch die Förderung um rund drei Bar, etwa 20%, absinken wird. Kurzfristig, also innerhalb der Laufzeit des Pumpversuches, wird das sicherlich keine messbaren Probleme machen.

Die wichtigste Frage stellt sich aber fast unabhängig von alledem: Inwieweit sollen Politik und Gesellschaft noch ein Geschäftsmodell unterstützen, das daraus besteht, praktisch kostenloses Allgemeingut in Einwegplastik zu füllen und quer durch die Republik zu karren? Jürgen Kopp, auch im Vorstand des Gellerser Umweltvereines, ist sich sicher: „Das darf keine Zukunft haben. Das Land ist von Trinkwasserleitungen durchzogen, die überall Wasser bester Qualität direkt in die Küche liefern. Wozu brauchen wir da das gleiche Wasser zu einem vielfachen des Preises nochmal in Flaschen?“

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3 Kommentare

  1. Gegenfrage: Wozu braucht die Region zusätzliche Arbeitsplätze? Leute siedeln immer mehr hier an, aus allen Regionen der Welt. Die brauchen Arbeit! Zweite Gegenfrage: wenn Wasser kostenloses Allgemeingut ist, warum muss ich dann jeden Monat dafür bezahlen? Man dreht hier die Aussagen wie man sie gerade braucht. Typisch Grüne. Mal wieder!

  2. Sie zahlen für die selbsständige Entnahme von Grund- oder Oberflächenwasser 7,5 ct für 1.000 Liter Wasser, 0,7 ct, wenn Sie damit ein Feld beregnen. Für den Service, dass Ihnen der Wasserbeschaffungsverband das kühle Nass trinkwassergerecht aufbereitet und in Topqualität bis in Küche und Bad pumpt, 71 ct pro 1.000 Liter. Für nur 1,91 € pro 1.000 Liter holt die Samtgemeinde das „verbrauchte“, also verschmutze Wasser wieder bei Ihnen ab und reinigt es. Was sie monatlich bezahlen, ist also das Entgelt für Dienstleistungen rund ums Wasser. Summa summarum ein Viertel Cent pro Liter. Das nenne ich „praktisch kostenlos“.
    Die 59 ct, die Apollinaris für einen Liter ViO stilles Wasser aufruft, setzen sich unter anderem zusammen aus der Förderung des Grundwassers, dem Abfüllen in Flaschen, dem Transport und der Vermarktung. Letztlich kommt in ihrem Glas das gleiche Wasser an für das über 200fache des Preises plus erheblicher Kosten für die Allgemeinheit durch Transport, Herstellung und Entsorgung der Verpackung. Arbeitsplätze rechtfertigen nicht alles!

  3. Sehr geehrter Herr Kopp,
    als ich vor Jahrzehnten aus einer süddeutschen Großstadt nach Lüneburg kam, gefiel mir besonders die Ursprünglichkeit der Natur, insbesondere die Gewässer, kleinen Flüsse, Bäche, die Feuchwiesen, der Duft nach Moder, auf. Das alles gab es ein der Großstadt schon lange nicht mehr.
    Vor 5 Jahren kam ich erneut nach Lüneburg war, ging die mir bekannten Wege durch das Düvelsbrook und war entsetzt über das ausgetrampelte Gebiet – so ausgemergelt wie früher die Feuchtwiesen nahe der Großstadt.
    Wehren Sie sich gegen die Ausbeutung der stadtnahen Feuchtgebiete. Es ist ein Reichtum, einmal verloren ist er unwiederbringlich.
    Viel Erfolg
    Dr. Henning Gärtner