
„Wir sind heute hier, um unseren Protest gegen einen weiteren Brunnen dieses Konzerns im Landkreis Lüneburg zu artikulieren“, ruft Karsten Riggert von der BI „Unser Wasser“, in sein Megafon. 120 Menschen waren laut Polizei am Mittwoch dem Aufruf der BI zu einem „Protestspaziergang“ gefolgt. Mit Maske, Abstand und vielen Transparenten und Schildern. Jürgen Kopp, Ratsherr der Grünen in Reppenstedt, war vor Ort und sprach von einer „super Beteiligung, vor allem bei dem Schietwetter“.

Anlass war der Start des angekündigten „Pumpversuchs“, im Rahmen dessen die zum Coca Cola-Konzern gehörende Apollinaris Brands GmbH nachzuweisen hat, dass die beabsichtigte Förderung von 350.000 Kubikmetern Grundwasser im Jahr keine nachteiligen Auswirkungen auf Umwelt und Wasserversorgung hat. Rund 118.000 Kubikmeter Grundwasser werden dafür in den Kranken Hinrich gepumpt. Mit zahlreichen Messstellen soll die Unbedenklichkeit nachgewiesen werden.
Und sie wird nachgewiesen werden. Das Wasser wird nämlich aus einer Tiefe geholt, die die Messstellen weiter oben mindestens zunächst kaum tangieren dürfte. Jeder Tropfen, der da rausgeholt wird, regnete hier ab, als Bardowick noch die herrschende Metropole der Region war, also vor über tausend Jahren. Apollinaris Brands geht selbst davon aus, dass der Druck des angezapften Grundwasserleiters durch die Förderung um rund drei Bar, etwa 20%, absinken wird. Kurzfristig, also innerhalb der Laufzeit des Pumpversuches, wird das sicherlich keine messbaren Probleme machen.
Die wichtigste Frage stellt sich aber fast unabhängig von alledem: Inwieweit sollen Politik und Gesellschaft noch ein Geschäftsmodell unterstützen, das daraus besteht, praktisch kostenloses Allgemeingut in Einwegplastik zu füllen und quer durch die Republik zu karren? Jürgen Kopp, auch im Vorstand des Gellerser Umweltvereines, ist sich sicher: „Das darf keine Zukunft haben. Das Land ist von Trinkwasserleitungen durchzogen, die überall Wasser bester Qualität direkt in die Küche liefern. Wozu brauchen wir da das gleiche Wasser zu einem vielfachen des Preises nochmal in Flaschen?“