Planer empfehlen, Wachstum zu bremsen

"Handlungsorte Reppenstedt" - Karte aus dem Entwurf des Entwicklungskonzeptes für Gellersen

Die Samtgemeinde Gellersen hat im vergangenen Jahr ein Entwicklungskonzept erstellen lassen. Hintergrund ist die Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsprogrammes (RROP) durch den Landkreis. Ziel ist es, Informationen rund um die Gemeinden der Samtgemeinde und die Samtgemeinde selbst zusammenzutragen und Zielvorstellungen zu entwickeln, auf die dann im recht komplexen Aufstellungsprozess des RROP zurückgegriffen werden kann. Kurz gesagt: Gellersen wappnet sich für die Beratungen um die künftige Regionalplanung.

Das Entwicklungskonzept wurde vom Planungsbüro Patt angefertigt und in den vergangenen Monaten in den Planungsausschüssen der Samtgemeinde und der Gemeinden vorgestellt. Verschiedene Behörden und Interessenvertretungen werden um Stellungnahmen gebeten, bevor es der Samtgemeinderat dann beschließt.

Für etwas Aufregung sorgt die Benennung „potentieller Siedlungsentwicklungsflächen“ unter anderem in der Gemeinde Reppenstedt. Manche wähnen hier schon zukünftige Baugebiete. Dem trat der Grüne Fraktionssprecher Oliver Glodzei in der Haushaltsdebatte des Gemeinderates jedoch entgegen: „Ich wurde schon angesprochen, wie wir zu ‚den neuen Baugebieten‘ stünden. Die Rede war offenbar von den im Entwicklungskonzept angesprochenen. Meine Bitte an alle hier im Rat: Macht Bürgerinnen und Bürgern deutlich, dass dies kein Plan oder Konzept im landläufigen Wortsinne darstellt, sondern vielmehr ein Gutachten, das Informationen liefert und Empfehlungen gibt und dass in diesem Rat -meines Wissens- niemand die Absicht hat, am Tütenberg oder an der Brockwinkler Straße das nächste Baugebiet zu erschließen.“

Davon raten die Planer eigentlich sogar ab, wie Glodzei vorrechnet: „Im Entwicklungskonzept der Samtgemeinde ist von einem behutsamen Wachstum auch der Gemeinde Reppenstedt die Rede. 122 neue Wohneinheiten bis 2030 werden empfohlen. Über diese Empfehlung kann man streiten, aber nehmen wir sie mal als Obergrenze eines behutsamen Wachstums.

Die Verwaltung überschlägt das Potenzial des Baugebietes ‚Schnellenberger Weg‘ mit 200 Wohneinheiten. Wir müssen also ganz dringend darüber reden, ob wir dieses Baugebiet nicht lieber Stück für Stück erweitern wollen, so dass unsere Infrastruktur allmählich mitwachsen kann, wir die Verkehrssituation sorgfältiger abschätzen können und dass sich diejenigen, die hier schon wohnen, allmählich auf die Veränderung ihres Ortes einstellen können.

Ganz nebenbei erlaubt uns die Diskrepanz zwischen Empfehlung und Potenzial unseres Baugebietes, schmerzfrei den Schnitt in den Grüngürtel zu vermeiden.“

(aus dem Entwicklungskonzept, S. 15)

Auch für die anderen Gliedgemeinden empfehlen die Planer eine eher vorsichtige Entwicklung der Bautätigkeit und dabei außerdem weniger auf Einfamilienhäuser zu setzen und mehr den kommenden Bedarf an seniorengerechtem und bezahlbarem Wohnraum Rechnung zu tragen. Die einzige Altersgruppe, die nach Prognosen in Gellersen nennenswert wachsen wird, sind die Über-65-Jährigen.

Wir Grünen finden das Entwicklungskonzept insgesamt gut und halten es für eine wertvolle Grundlage der Ratsarbeit der nächsten Jahre. Dabei teilen wir nicht vorbehaltlos alle Schlüsse und Empfehlungen, finden aber viele gute Ansätze für eine nachhaltige und verträgliche Ortsentwicklung.

Quelle: Entwicklungskonzept für die Samtgemeinde Gellersen im Informationssystem des Rates (Sitzung des Bau-, Planungs-, Umweltausschusses am 23. Januar 2019, TOP 7)

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