Einheitsgemeinde vom Tisch – Bahlburg tritt zurück

Stellte seine Ämter zur Verfügung: Andreas Bahlburg
Stellte seine Ämter zur Verfügung: Andreas Bahlburg
Stellte seine Ämter zur Verfügung: Andreas Bahlburg

Das war fraglos ein historischer 13. November für Gellersen. Die Pläne zur Bildung einer Einheitsgemeinde sind gescheitert; die Räte in Südergellersen und Westergellersen haben sie abgelehnt. Andreas Bahlburg zog unmittelbar nach der Abstimmung Konsequenzen und legte seine Ämter als Bürgermeister und ehrenamtlicher Gemeindedirektor von Südergellersen nieder.

Die Räte von Reppenstedt und Kirchgellersen hatten zuvor einstimmig für die Bildung einer Einheitsgemeinde Gellersen votiert. Ihre Beschlüsse bleiben nun folgenlos, weil alle vier Gliedgemeinden hätten zustimmen müssen. Auch der Samtgemeinderat kann jetzt auf eine Abstimmung am 24. November verzichten.

Im Dorfgemeinschaftshaus Südergellersen ließ Bürgermeister Bahlburg vor der Abstimmung keinen Zweifel aufkommen: Wer dem klaren Ergebnis der Bürgerbefragung vom 12. Oktober folgen wolle, müsse mit „Nein“ stimmen, sagte er in der Einführung in den Tagesordnungspunkt 9, „Bildung einer Einheitsgemeinde“. Sein Stellvertreter Lutz Tetau verlas eine Erklärung, dass er sich in der Abstimmung dem Bürgerwillen beugen werde, und der war an diesem Abend massiv vertreten: Die Zuschauerränge waren komplett gefüllt.

Malte Fuhrberg beantragte geheim abzustimmen
Malte Fuhrberg beantragte, geheim abzustimmen

Malte Fuhrberg, Ratsherr der Grünen, beantragte geheime Abstimmung mit dem Hinweis, dass die aufgepeitschte Stimmung im Dorf sonst kaum eine freie Entscheidung zulasse. Eine nach dem anderen gingen die Ratsfrauen und -herren sodann in einen Nebenraum, um ihr Kreuz auf den Abstimmungszettel machen und ihn anschließend in einen formschönen Blumentopf zu werden. Nicole Müller verkündete schließlich als eine der beiden Auszählerinnen das Ergebnis: 4 mal Ja und 6 mal Nein aus Südergellersen. Jubel auf den Zuschauerrängen, vereinzelt Kopfschütteln.

Dann übergibt Andreas Bahlburg die Sitzungsleitung seinem Stellvertreter, um sich „außerhalb des Protokolls“ an Rat und BürgerInnen zu wenden. Sehr ruhig macht er doch sehr deutlich, wie sehr ihn die Art der Auseinandersetzung in den letzten Wochen persönlich getroffen hat. Und er bezieht das klare Nein bei der Bürgerbefragung auf seine Politik, „denn ich habe mich stark in die Arbeitsgruppe zur Einheitsgemeinde eingebracht und stehe hinter deren Empfehlung, dass der Zusammenschluss in einer Einheitsgemeinde auch für Südergellersen das beste wäre. Die Bürger haben klar gesagt, dass sie diese Politik nicht wollen. Deshalb lege ich ab sofort mein Amt als Bürgermeister und als ehrenamtlicher Gemeindedirektor nieder.“ Nun jubelt niemand.

Zeitgleich geht auch in Westergellersen die Abstimmung über die Bühne. Das Ergebnis ist sogar noch deutlicher. Hier stimmen nur zwei für und sieben gegen die Einheitsgemeinde. „Ein Abend der verspielten Chancen,“ resümiert der grüne Samtgemeinderatsherr Wolfgang Krüger und trifft damit die Stimmung der meisten seiner KollegInnen.

Offenbar durch Abstimmungsschwierigkeiten im Vorfeld waren die Räte in Reppenstedt und Kirchgellersen bereits um 19 Uhr zusammengekommen. Die Folge war eine eigentümliche Dramatik für BeobachterInnen und TeilnehmerInnen der recht harmonisch verlaufenen Sitzungen dort, die im Anschluss noch im Süden oder Westen auftauchten.

In Reppenstedt hatten Redner aller Parteien ihren Wunsch nach der Einheitsgemeinde bekräftigt. Der Wunsch nach geheimer Abstimmung wurde mit einer 8:8 Abstimmung denkbar knapp abgelehnt. Das folglich offene Votum durch Handzeichen fiel einstimmig. Bürgermeister Jürgen Backhaus freute es. Das gleiche Bild in Kirchgellersen, bei einer Enthaltung.

Ernste Gesichter nach dem Rücktritt des Bürgermeisters
Ernste Gesichter nach dem Rücktritt des Bürgermeisters

Wie geht es jetzt weiter? Denn nur scheinbar bleibt alles beim alten. In Südergellersen ist der Bruch durch Andreas Bahlburgs Rücktritt sicherlich am deutlichsten. Er wird zunächst durch seinen Stellvertreter Lutz Tetau ersetzt. „Die Amtsgeschäfte werde ich aber soweit nötig noch weiterführen und geordnet übergeben,“ versichert Bahlburg. Tetau erläutert das weitere Vorgehen: „Zunächst werden wir voraussichtlich im Dezember erneut zusammentreten, um einen Nachfolger für Andreas zu bestimmen.“ Er blickt in Richtung Zuschauer. „Und dann werden wir wohl viele zehntausend Euro in Richtung der Samtgemeinde zahlen müssen, um von dort einen Gemeindedirektor zu bekommen.“

Der Gellerser Rat wird in seiner kommenden Sitzung die Amtszeitverlängerung für den amtierenden Bürgermeister aufheben. Dann wird auch hier eine Wahl nötig. Der oder die SamtgemeindebürgermeisterIn wird allerdings direkt von Bürgerinnen und Bürgern gewählt. Das geschieht nach Vorschlag der Verwaltung am 26. April 2015. Es bleibt spannend.

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